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Transzendenz, Dynamik, Solidarität

Neujahrsansprache vor S.E. Dr. Heinz Fischer, Bundespräsident der Republik Österreich, Hofburg, Wien, 8. Jänner 2007



Exzellenz!

Hochverehrter Herr Bundespräsident!


Zum zweiten Mal hab ich die Ehre, Ihnen im Namen all meiner Kollegen, der in Österreich akkreditierten ehrenwerten Botschafter und Botschafterinnen, unser aller Neujahrsglückwünsche zu überbringen.

Im ersten Semester dieses gerade zu Ende gegangenen Jahres hat Österreich die Ratspräsidentschaft der EU hervorragend geleitet. Wien hat nicht nur zahlreiche Initiativen, Begegnungen, Konferenzen und Staatsbesuche durchgeführt, sondern hat angesichts vieler Probleme manche Lösungen ermöglicht.

In diesem Zusammenhang war ein Höhepunkt der EU-Lateinamerikagipfel, der einen wichtigen Schritt in der weiteren globalen Kommunikation, Vernetzung und Solidarität dargestellt hat. Treu zu der in der Geschichte verwurzelten österreichischen Beziehung mit Lateinamerika hat Ihre Regierung, Herr Bundespräsident, einen neuen Impuls zur Zusammenarbeit mit dem amerikanischen Kontinent wieder begünstigt.

Im zweiten Semester haben die österreichische Diplomatie und Politik ihre Dynamik weiter hochgehalten. Sie, Herr Bundespräsident, haben verschiedene Staaten besucht und Staatskollegen getroffen. Von besonderer Bedeutung war Ihr Besuch im Vatikan, wo Sie persönlich Papst Benedikt XVI. getroffen und ihn nach Österreich im Jahr 2007 eingeladen haben.

Ebenso im zweiten Semester war das österreichische Volk nach den Regeln der Demokratie eingeladen, das Mandat seiner Vertreter im Parlament neu zu wählen. Die Wahl hat den Wunsch nach Veränderungen, aber auch nach Stabilität und Kontinuität gezeigt. Wir alle bewundern Ihre Geduld und Ihren demokratischen Eifer, dem Volk eine Regierung, die seine Erwartungen und sein Streben erfüllt, zu geben.

Das Jahr 2006 war für Österreich auch das Mozartgedenkjahr, das ein weltweites Echo hatte. Menschen von unterschiedlichen Nationen und Kulturen haben sich in der Freude an musikalischem Schaffen und einem spirituellen Bedürfnis mit der österreichischen Kultur und Seele vereint.

In der Welt war jedoch nicht alles Licht und Freude. Viele Völker und Länder leiden unter Angst, Tod, Hunger und Krankheiten. Neue Bürgerkriege oder regionale Kriege vergewaltigen Millionen von Menschen. Das Übel des Terrorismus verpflichtet die Staaten, sich strenge Regeln zu geben. Der Krieg stellt immer einen Mißerfolg dar. Die nukleare Aufrüstung ermutigt eine falsche Idee von Gerechtigkeit, anstatt den Aufbau des Friedens und der rechten Auffassung von nationaler Verteidigung zu begünstigen. Zur gleichen Zeit erneuern die Regierungen und die Vereinten Nationen ihren Ruf und ihr Streben nach Solidarität, nach Harmonisierung der Gesellschaftsregeln, nach einer konzertierten Politik und gemeinsamer Nutzung von Ressourcen. Die Solidarität, die weltweite Verbundenheit und eine stimmige Verurteilung des Bösen sind aufgeblüht. Sie müssen aber noch mehr Früchte bringen.

Hochverehrter Herr Bundespräsident! Viele Menschen gehen dem Jahr 2007 mit großem Optimismus entgegen. Die Politiker und Wissenschafter glauben, daß der Friede im Nahen Osten echte Fortschritte machen wird. Die Wirtschaft werde neue Möglichkeiten finden, um mehr Wohlstand für alle Völker zu sichern. Die politischen Institutionen und die humanitären Völkerrechte werden gestärkt werden.

Pascal sagt: Der Mensch ist ein gefallener Engel, der sich nach seinem Ursprung sehnt. Ein solcher Ursprung ist die Beziehung zur Transzendenz. Wir wünschen, daß in diesem wunderbaren Optimismus und in dieser Zuversicht die junge Generation ihre innige Beziehung zur Transzendenz wiederentdeckt. Transzendenz ist Gott. Gott ist Gerechtigkeit, Frieden und Liebe. Wenn wir unsere vitale Beziehung zur Transzendenz entdecken, wird es leichter sein, echte und gültige Lösungen der wichtigen Probleme zu finden.


Mit dieser Aussicht wünschen wir Ihnen, Herr Bundespräsident, ein erfolgreiches, frohes und gesegnetes Jahr 2007!