Inhalt Rechts
Rechte optische Spalte
Inhalt Mitte
Hauptinhalt
Was er mir Gutes getan hat
Weihnachtsbrief an die Freunde in Meitingen (Bayern), Wien, im Dezember 2007
Liebe Freunde!
Bald ist Weihnachten und bald schon ist auch Neujahr. Im Jahr 2008 sollte ich mich in den Ruhestand begeben. Aber davor gibt es noch so viele gute Gründe, warum ich Euch wieder einen lieben und speziellen herzlichen Gruß schicke. Viele von Euch begleiten mich schon seit vielen Jahren. Viele sind uns leider auch schon vorausgegangen. Mein erstes Wort ist ein Dankeschön und das zweite so wichtige Wort drückt den Wunsch für ein gesegnetes Weihnachtsfest aus.
In diesem vergangenen Jahr 2007 habe ich die Freude gehabt, den Heiligen Vater, Papst Benedikt XVI. im September als Gast, Vater, Hirten und Pilger unter anderen Pilgern zu empfangen. Er hat von 7. bis 9. September in der Nuntiatur gewohnt. So nah mit dem Nachfolger Petri zu leben, ihn zu begleiten, seine Worte zu hören und seine väterliche Geduld zu spüren, war ein großes Geschenk. Besser hätte ich meinen aktiven Dienst beim Heiligen Stuhl nicht beenden können. Mit dem Psalm kann ich singen: Wie kann ich dem Herrn all das vergelten, was er mir Gutes getan hat? (Ps 116,12)
Mit neunzehn Jahren habe ich meine Familie, meine Heimat und mein Land, meine Freunde und mein Milieu verlassen. Ich bin dem Ruf des Herrn gefolgt und habe mich in Paris und in Rom auf den priesterlichen Dienst vorbereitet. Ich wurde auf meinem Weg oft auf die Probe gestellt, durch den Tod der Eltern und Geschwister, den dreißigjährige Krieg in meiner Heimat, dem Libanon, durch leidende Menschen, denen ich nicht helfen konnte! Aber wie viele Gnaden und Gaben hat mir der Herr geschenkt. Im besonderen gab er mir die Gnade, daß ich meinen priesterlichen Dienst mit Freude und Treue leben konnte. Ich habe das Zweite Vatikanische Konzil von innen miterlebt. Ich habe fünf Päpste persönlich gekannt. Ich habe viele Menschen verschiedener Kulturen, Religionen, Ideen und Meinungen kennengelernt. Mit jedem einzelnen konnte ich einen gemeinsamen Kontakt knüpfen und feststellen, daß niemand durch und durch böse ist. Viele, vielleicht alle Menschen, die ich getroffen habe, waren mir menschlich nahe. Auch wenn sie philosophisch und religiös nicht aufgeschlossen waren, so haben mir doch alle etwas beigebracht. Ich erinnere mich an einen stark religiös motivierten Chef, der mich einmal in der Nacht besuchte, um mich um die Hilfe des Papstes für seine bedrohten Leute zu bitten. Ich kann auch nicht einen Diplomaten aus Asien vergessen, der bei seinem Abschiedsbesuch mit mir privat sprechen wollte, obwohl sein Land keine diplomatischen Beziehungen mit dem Heiligen Stuhl hatte. Wir haben mit seiner Frau mehr als eine Stunde lang von Christus gesprochen.
Auch als Student habe ich viel erlebt. Ich denke noch immer an einen Herrn, der mich im Jahr 1958 von seinem Fenster aus auf der Straße am Rhein beobachtete. Ich stand im Regen und wartete auf ein Auto. Also ging er in die Garage, holte sein Auto und brachte mich in die nächste Stadt, weil der Ort, in dem ich mich aufhielt, keine gute Verbindung für Autostopper war. Viele Menschen, Priester und Mitbrüder, Bekannte oder Unbekannte haben mir Freude gemacht und seit dem Krieg in Libanon (1975) meinen Leuten und meinem Land viel geholfen. Allen möchte ich ein herzliches Vergelts Gott sagen. Wenn ich nicht alle nennen kann, alle, die leben oder bereits voraus gegangen sind, so erinnere ich mich ihrer vor Gott, der sie beim Namen kennt und sie gerufen hat.
In fast 50 Jahren habe ich eine lange, treue und fröhliche Kette von Freunden gehabt. Angefangen von Paris im Jahre 1956, über Rom bis hin nach Wien im Jahr 2007 habe ich viele Menschen getroffen und viel Schönes erlebt. Alle haben mir etwas geschenkt. Durch Freunde, Wohltäter, kleine oder große Wohltäter habe ich Trost und Freude erfahren. Ich wollte niemanden enttäuschen. Viele haben Gott für seine Werke gelobt. Um ein Zeichen für die Zukunft zu hinterlassen, habe ich zwei verwirklichen können: ein Pastoralzentrum und einen Wasserturm. Beide befinden sich in Bau. Beide waren wie ein Traum. Klein angefangen, sind sie groß und nutzbar geworden. Im ersten treffen sich die Leute, sie können einander trösten und im Namen des Herrn ermutigen. Vom zweiten fließt Wasser, das 419 Meter unter der Erde gefunden wurde. Dafür möchte ich auch all meinen Freunden danken und allen ein gesegnetes Weihnachtsfest und ein gutes Neues Jahr wünschen. Auf Wiedersehen und Gottes Segen!