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Ein neues Reich
Christkönigssonntag, Meitingen (Bayern), 22. November 2005
Als Jesus zur Zeit des Königs Herodes in Bethlehem in Judäa geboren wurde, kamen Sterndeuter aus dem Osten nach Jerusalem und fragten: Wo ist der neugeborene König der Juden? Wir haben seinen Stern aufgehen sehen und sind gekommen, um ihm zu huldigen. Als König Herodes das hörte, erschrak er und mit ihm ganz Jerusalem. (Mt 2,1-3)
Es war eine dunkle Zeit, in der nur wenige vom kommenden König Israels wissen konnten. Herodes war der König, Caesar war der Kaiser, sonst niemand. Die Leute aus dem entfernten Osten, Sterndeuter, Astrologen, hatten jedoch etwas anderes, etwas Tieferes gesehen und interpretiert. Der Stern, den sie in ihrem Orient gesehen hatten, sprach von einem König. Die Macht des neuen Königs aber war nicht faßbar.
Als König Herodes die Geschichte der Sterndeuter hörte, erschrak er. Er dachte nur an sich und sein Prestige. Er wähnte sich in Gefahr, daß, wenn der neue König Israels geboren würde, er die Propheten und Gelehrten, die Soldaten und das Volk hinter sich haben würde. Die Schriften und die Propheten sprachen von ihm und warteten auf ihn. Herodes konnte nicht begreifen, daß das Reich des neuen Königs, das Reich Christi nicht von dieser Welt sei. Und in der Tat mußte man den Abend der Passion Christ abwarten, um die Natur und die Dimension des Reiches Christi zu erfassen. Es ist das Reich der Gerechtigkeit und der Liebe, der Liebe, die sich am Ende am Kreuz opfert. Er, der Herr, kann sein Leben für die Berufenen hingeben, weil er darüber verfügt, wie er will und wie er mag.
Die Sterndeuter konnten das alles nicht wissen. Sie wußten, daß der König Israels ein großer Herrscher und Nachbar ist. Im Namen der guten Nachbarschaft, der Gastfreundschaft und der guten Beziehungen standen sie auf und brachten ihm als Geschenke Gold, Weihrauch und Myrrhe. Diese Kostbarkeiten waren nur für Mächtige bestimmt.
Gold ist Sinnbild der Majestät, Weihrauch ist Symbol der Gottheit - wer ist Gott als allein der Herr? (Ps 17,32) - und Myrrhe ist Medizin für Wunden, ist Sinnbild der Passion und des Leidens. Der König herrscht und regiert, aber in der Meinung des Volkes kann er nicht leiden oder Not fühlen. Er ist als König so hoch, so stark und so unerreichbar, das niemand von seiner Natur oder von seinem Dasein weiß.
Am Ende des liturgischen Jahres, bringt uns die Kirche Jesus als Meister und Herrscher nahe. Er spricht zu den Mächtigen und Herrschern der Welt von Hunger und Durst, von Fremde, Obdachlosigkeit und Gefangenschaft. Er stellt die Mächtigen vor die Entscheidung, sich entweder auf seine Seite zu stellen, oder sich von ihm zu entfernen. Nur der König, der alle Talente zu vergeben hat, hat solche Autorität. Er ist wahrhaft König! Er kann alle Völker zusammenrufen und voneinander scheiden. Er ist König, und er ist dafür in die Welt gekommen, um machtvoll an uns zu handeln.
Die heutige Liturgie des Christkönigsfests stellt uns die Worte des Propheten Ezechiel vor Augen, die den König in all seiner Herrlichkeit schauen und ihn als Hirten sehen, der sich um seine Schafe kümmert. Er will die Schafe von allen Orten zurückholen, auf die Weide führen, in Ruhe lagern lassen; er will die Verlorenen suchen, die Verletzten verbinden und für alle sorgen. So ist er der gute Hirt, der gute König, nicht aber nach menschlichem Verständnis.
Die Krönung der Schöpfung ist der Mensch, und die Vervollkommnung der Arbeit des guten Hirten ist es, die Menschen zu befreien, alle lebendig zu machen, alle dem Tod zu entreißen, weil er die Macht, die Gewalt und die Kraft des Todes mit seinem Tod vernichtet hat und seinen Jüngern und Anhängern ewiges Leben versichert.
Wie Paulus im Ersten Brief an die Korinther schreibt, ist Christus der Erste, der vom Tod auferstanden ist, um alle lebendig zu machen. Mit Würde und Feierlichkeit erzählt der Evangelist Matthäus, daß Christus auf dem Thron seiner Herrlichkeit sitzt und als König alle Völker rufen und die Schafe von den Böcken scheiden wird. Er ist König und Herr. Er kennt die Seinen, und er wird mit Gerechtigkeit handeln.
Das Reich Christi ist nicht von dieser Welt. Es beginnt aber in dieser Welt, in den Herzen der Menschen, in der Tätigkeit der Denker, in den Planungen und Vorschlägen der Mächtigen. Es kann an seiner Entfaltung nicht gehindert werden. Deswegen sind die Sterndeuter vom Orient gekommen und haben ihm gehuldigt. Deswegen verehrt ihn die Kirche und verkündigt sein Reich und seine Herrschaft.
In diesem Sinn sprach Papst Benedikt XVI. zu den jungen Menschen beim Weltjugendtag in Köln: Wir können uns das Staunen der Sterndeuter vor dem Kind in Windeln vorstellen. Nur der Glaube ermöglicht ihnen, in der Gestalt dieses Kindes den König zu erkennen, den sie suchten, den Gott, zu dem sie der Stern geführt hat & Mit demselben Staunen wollen wir uns (...) Christus zuwenden, der im Tabernakel der Barmherzigkeit, im Altarssakrament, gegenwärtig ist. (Köln, XX. Weltjugendtag, 18. August 2005). Adoramus Eum!