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Predigt des Apostolischen Nuntius bei der Hl. Messe für die Österreichische Bischofskonferenz (4. November 2014)
Hl. Messe für die Österreichische Bischofskonferenz im Dom zu St. Stephan, Wien I.
Predigt
des
Apostolischen
Nuntius
Erzbischof
Dr.
Peter
Stephan
ZURBRIGGEN
Fest
des
hl.
Karl
Borromäus,
Dienstag,
4.
November,
18
Uhr
(Texte vom Tag: Lsg.: Phil 2,5-11; Ev.: Lk 14,15-24, Orationen vom Fest)
(Texte vom Tag: Lsg.: Phil 2,5-11; Ev.: Lk 14,15-24, Orationen vom Fest)
Eminenz!
Hochwürdigster
Herr
Kardinal!
Verehrte Mitbrüder im bischöflichen, priesterlichen und diakonalen Dienst!
Geschätzte Vertreter der weltlichen Behörden!
Liebe Ordenschristen!
Liebe Studenten und Jugendliche!
Liebe Familien!
Meine Brüder und Schwestern im Herrn!
Verehrte Mitbrüder im bischöflichen, priesterlichen und diakonalen Dienst!
Geschätzte Vertreter der weltlichen Behörden!
Liebe Ordenschristen!
Liebe Studenten und Jugendliche!
Liebe Familien!
Meine Brüder und Schwestern im Herrn!
Gerne
habe
ich
die
Einladung
des
Vorsitzenden
der
Österreichischen
Bischofskonferenz,
Seiner
Eminenz
Kardinal
Christoph
Schönborn,
angenommen,
heute
Abend
bei
dieser
feierlichen
hl.
Messe
der
Österreichischen
Bischofskonferenz,
die
zur
Zeit
ihre
Herbstplenaria
in
Wien
abhält,
zu
predigen.
Als
Apostolischer
Nuntius
benutze
ich
gerne
diese
Gelegenheit
um,
im
Namen
von
uns
allen,
jedem
einzelnen
österreichischen
Bischof
für
seinen
wichtigen
Hirtendienst
für
das
Heil
der
Menschen
an
seinem
jeweiligen
Ort
sehr
herzlich
zu
danken.
Wie
Sie
sicher
wissen,
haben
die
kollegialen
Beratungen
der
jeweiligen
Ortsbischöfe
die
Aufgabe,
daß
-
wie
es
das
II.
Vatikanum
in
seinem
Dekret
Christus
Dominus
über
den
Hirtendienst
der
Bischöfe
ausdrückt
-
ein
heiliges
Zusammenwirken
der
Kräfte
zum
gemeinsamen
Wohl
der
Kirchen
zustande
kommt"
(II.
Vatikanisches
Konzil:
Christus
Dominus,
37).
Es
geht
in
den
Beratungen
der
Bischofskonferenz
besonders
darum
Formen
und
Methoden
des
Apostolates,
die
auf
die
gegebenen
Zeitumstände
in
geeigneter
Weise
abgestimmt
sind"
zu
fördern
(II.
Vatikanisches
Konzil:
Christus
Dominus,
38
§
1).
Genau
darum
ging
es
auch
dem
hl.
Karl
Borromäus,
dem
großen
Reformbischof
von
Mailand,
dessen
Fest
die
Kirche
heute
feierlich
begeht.
In
schwierigen
Zeiten,
die
den
heutigen
gar
nicht
so
unähnlich
waren,
hat
er
das
kirchliche
Leben
exemplarisch
erneuert.
Vom Aufbau der Kirche und der eigenen Frömmigkeit.
Ende
Jänner
diesen
Jahres
konntet
Ihr,
liebe
Mitbrüder
im
Bischofsamt,
den
Heiligen
Vater
Papst
Franziskus
im
Rahmen
Eures
Besuches
ad
limina
apostolorum"
in
Rom
besuchen.
In
seiner
Ansprache
hat
er
die
nicht
immer
einfache
kirchliche
Situation
in
Österreich
angesprochen,
die
-
wie
in
anderen
Ländern
auch
-
von
einem
rückläufigen
Trend
in
vielen
kirchlichen
Bereichen
gekennzeichnet
ist.
Eine
ähnliche
Situation
hat
auch
schon
Karl
Borromäus,
der
nach
dem
hl.
Ambrosius
zweite
große
Bischof
von
Mailand,
vorgefunden.
Er
war
sich
bewußt,
daß
eine
ernsthafte
und
glaubwürdige
Reform
gerade
bei
den
Hirten
ansetzen
mußte,
damit
sie
sich
dauerhaft
zum
Wohl
des
Volkes
Gottes
auswirkt.
So
ging
Karl
Borromäus
von
seinem
eigenen
Leben
aus,
um
eine
tiefgreifende
Reform
der
Kirche
herbeizuführen.
Er
sagt
uns
in
der
Brevier-Lesung
an
seinem
Festtag:
Du
kannst
kein
guter
Diener
für
die
anderen
sein,
wenn
du
deine
Seele
vernachlässigst"
(zit.
nach
Benedikt
XVI.:
Begegnung
des
Heiligen
Vaters
mit
dem
Römischen
Klerus,
10.03.2011).
Und
auf
Wunsch
des
jungen
Karl
Borromäus
schrieb
der
Erzbischof
von
Braga
ein
Büchlein
über
die
Pflichten
eines
Bischofs.
Darin
heißt
es:
Du
beklagst
dich,
das
Hirtenamt
sei
ein
Hindernis
deiner
Frömmigkeit?
Es
ist
in
Wirklichkeit
nichts
anderes
als
die
ständige
Übung
der
höchsten
Tugenden:
der
Liebe,
der
Gerechtigkeit
und
des
Erbarmens."
Diese
Worte
ließ
sich
der
Heilige
sagen
und
sie
können
für
uns,
die
wir
die
Hirtenaufgabe
in
der
Kirche
ausüben,
wegweisend
sein
(cfr.
Schott
Meßbuch,
Einführung
zum
4.
November).
Die eigene Reinigung - die Begegnung mit Christus im Sakrament der Buße
Auch
der
Heilige
Vater
Papst
Franziskus
hat
Euch,
liebe
Mitbrüder
im
bischöflichen
Dienst,
in
seiner
Ansprache
am
Ende
Eures
Besuches
ermutigt
und
gesagt,
daß
wir
um
unsere
eigene
Reinigung
-
im
Sakrament
der
Versöhnung
-
stets
bemüht
sein
sollten.
Die
Beichte
ist
der
Ort,
wo
wir
Gottes
barmherzige
Liebe
erfahren
und
Christus
begegnen,
der
uns
die
Kraft
zur
Umkehr
und
zum
neuen
Leben
gibt"
(Papst
Franziskus:
Ansprache
vom
30.01.2014).
Zuerst
hat
uns
der
Heilige
Vater
also
darauf
hingewiesen,
daß
wir
Bischöfe
uns
um
unsere
eigene
Reinigung
im
Sakrament
der
Beichte
bemühen
müssen.
Erst
danach
sagt
er:
Und
wir
wollen
als
Hirten
der
Kirche
den
Gläubigen
beim
Wiederfinden
dieses
wunderbaren
Sakramentes
einfühlsam
und
verständnisvoll
zur
Seite
stehen
und
ihnen
gerade
in
dieser
Gabe
die
Liebe
des
Guten
Hirten
spüren
lassen.
So
bitte
ich
Euch,
werdet
nicht
müde,
die
Menschen
zur
Begegnung
mit
Christus
im
Sakrament
der
Buße
und
der
Versöhnung
einzuladen"
(Papst
Franziskus:
Ansprache
vom
30.01.2014).
Während
meiner
Zeit
als
Apostolischer
Nuntius
in
Litauen
hat
mich
der
Heilige
Vater
zugleich
auch
für
einige
Jahre
zum
Apostolischen
Administrator
ad
nutum
Sanctae
Sedis"
von
Estland
ernannt.
In
diesen
Jahren
durfte
ich,
wie
auch
Sie,
liebe
Mitbrüder,
neben
meiner
Tätigkeit
als
Nuntius
auch
die
Ortskirche
von
Estland
leiten.
In
diesen
schönen
und
erfüllenden
Jahren
habe
ich
u.a.
auch
versucht,
das
Bußsakrament
zu
fördern
und
neu
zu
beleben.
Gleich
zu
Beginn
habe
ich
mit
meinen
Mitarbeitern
an
der
Herausgabe
eines
Gebets-
und
Gesangbuches
für
Estland
gearbeitet.
U.a.
habe
ich
mich
sehr
dafür
eingesetzt,
daß
dieses
auch
ansprechende
Beichthilfen
für
die
Gläubigen
enthält.
Leider
war
mein
fast
vierjähriger
Hirtendienst
zu
kurz,
um
schon
angedachte
Beichtaktionen
im
Advent
und
in
der
Fastenzeit
zu
fördern.
Ich
freue
mich
darum
ganz
besonders,
daß
hier
in
der
Bundeshauptstadt
Wien
der
Stephansdom
eine
Kirche
ist,
in
der
man
von
früh
bis
spät
-
von
7
bis
22
Uhr
-
beichten
gehen
kann
und
viele
Gläubige
diesen
Dienst
auch
gerne
in
Anspruch
nehmen.
Karl Borromäus und sein Reformprogramm
Zu
jeder
Zeit
wird
eines
der
dringendsten
Erfordernisse
der
Kirche
sein,
daß
jedes
ihrer
Mitglieder
sich
zu
Gott
bekehrt.
Wir
wollen
am
heutigen
Tag
fragen,
wie
es
Karl
Borromäus
gelungen
ist,
seine
Diözese
so
nachhaltig
zu
reformieren.
Papst
Benedikt
XVI.
hat
in
seinem
Schreiben
anläßlich
des
400.
Jahrestages
der
Heiligsprechung
dieses
großen
Bischofs
von
Mailand
sehr
scharf
analysiert,
wie
der
Bischof
damals
vorgegangen
ist:
Bei
diesem
reformierenden
Wirken
wußte
er
aus
den
traditionellen
und
immer
lebendigen
Quellen
der
Heiligkeit
der
katholischen
Kirche
zu
schöpfen:
- die Zentralität der Eucharistie, in der die anbetungswürdige Gegenwart Jesu, des Herrn, und seines Liebesopfers für unsere Erlösung erkannte und darbot;
- die Spiritualität des Kreuzes, als erneuernde Kraft, die die tägliche Ausübung der dem Evangelium gemäßen Tugenden anzuregen vermag;
- der häufige Empfang der Sakramente, in denen glaubend das Handeln Christi selbst empfangen wird, der seine Kirche erlöst und läutert;
- das Wort Gottes, das der Tradition folgend gelesen, interpretiert und beachtet wird;
- die Liebe zum Papst und seine Verehrung, in breitem und kindhaftem Gehorsam gegenüber seinen Anweisungen, als Garantie der wahren und vollen kirchlichen Gemeinschaft"
(Papst
Benedikt
XVI.:
Brief
vom
1.11.2010,
1).
Mir
scheinen
diese
fünf
Punkte
essentiell
für
die
von
Karl
Borromäus
vorgelebte
Reform
zu
sein.
Auch
in
unserer
Zeit,
davon
bin
ich
überzeugt,
kann
dieses
5-Punkte-Programm"
eine
besonders
wertvolle
Hilfe
zur
Erneuerung
des
Glaubens
in
der
Diözese
sein.
Dabei
kommen
mir
die
Worte
aus
dem
heutigen
Evangelium
in
den
Sinn:
Kommt,
es
steht
alles
bereit"
(
Lk
14,15-24).
Auch
wir
sagen
oft
zu
den
Menschen:
Kommt,
es
steht
alles
bereit".
Jedoch
nehmen
die
Menschen
die
Einladung
der
Kirche
nicht
immer
an.
Es
ist
tröstlich,
daß
es
dem
Hausherrn
damals
ähnlich
ergangen
ist
wie
uns
heute.
Wir
können
und
müssen
aber
von
ihm
lernen,
daß
der
Hausherr
nicht
aufgibt,
daß
wir
nie
aufgeben
sollen,
die
frohe
Botschaft
Gottes
zu
verkünden.
Die Familie ist also ein vorrangiger Ort der Evangelisierung."
Fangen wir bei den Familie an! Papst Franziskus hat in seiner Ansprache anläßlich Eures Besuches im Jänner diesen Jahres in Rom gesagt: Die Familie ist also ein vorrangiger Ort der Evangelisierung und der lebendigen Weitergabe des Glaubens. Tun wir alles, damit in unseren Familien gebetet wird, der Glaube als Teil des täglichen Lebens erfahren und weitergegeben wird" (Papst Franziskus: Ansprache vom 30.01.2014). Auch die außerordentliche Bischofssynode zur Familie, die vor ungefähr zwei Wochen zu Ende gegangen ist, hatte dieses wichtige Thema aufgegriffen. Die Familien brauchen unsere volle Unterstützung. Deshalb wird es wichtig sein, sie verstärkt als Ort der Evangelisierung in den Blick zu nehmen, wie es Papst Franziskus aufgezeigt hat. In seiner schon mehrfach zitierten Ansprache gibt er dazu konkrete Impulse: Die Sorge der Kirche um die Familie beginnt mit einer rechten Vorbereitung und Begleitung der Eheleute wie auch mit der getreuen und klaren Darlegung der katholischen Lehre zu Ehe und Familie. Als Sakrament ist die Ehe Geschenk Gottes und Auftrag zugleich. Die Liebe zweier Brautleute wird durch Christus geheiligt, und die Partner sind dazu aufgerufen, diese Heiligkeit durch ihre Treue zueinander zu bezeugen und zu pflegen" (Papst Franziskus: Ansprache vom 30.01.2014). Man kann sich nur wünschen, daß alle Familien und Brautleute eine solche aufmerksame Zuwendung der Kirche, v.a. der Bischöfe und Priester, erhalten und erfahren dürfen!
Liebe Bischöfe! Liebe Brüder und Schwestern im Herrn!
Am Ende meiner Predigt möchte ich Euch noch einen Gedanken mit auf den Weg geben, auf den ich beim Lesen der Schriften des hl. Papstes Johannes XXIII. gestoßen bin. In seiner Allocutio an die Fastenprediger und die römischen Pfarrer erwähnt Papst Johannes XXIII. die Zeichen, die den guten Hirten auszeichnen. Und er zitiert den hl. Bernhardin von Siena, den berühmten Prediger des Heiligsten Namens Jesu aus dem 15. Jahrhundert. In der Sprache seiner Zeit formuliert der hl. Bernhardin originell 4 Forderungen die den guten Hirten auszeichnen sollen:
1. Panis in pera: das Brot im Ranzen zu haben, bedeutet die Predigt im Gedächtnis zu haben.
2. Canis in fune: Den Hund an der Leine zu führen, meint der Eifer soll sich mit Maß verbinden.
3. Baculus cum vìrga: Der Stab mit dem Stock meint die Autorität, die mit Würde und mit diskreter Zurechtweisung ausgeübt werden soll.
4. Cornu cum fistula: Das Horn mit der Fistula steht für die Furcht vor dem göttlichen Gericht und die Hoffnung auf die göttliche Barmherzigkeit
(cfr. Bernhardin von Siena: Sermones, Dominica secunda post Pascha, art. II, cap. III. bzw. hl. Papst Johannes XXIII.: Allocutio vom 19.02.1960, II).
Bitten wir die allerseligste Jungfrau und Gottesmutter Maria, die Magna Mater Austriae, daß wir Bischöfe, als gute Hirten, diesem Ideal immer mehr entsprechen können. Darum bitten wir Euch alle für uns zu beten. Vergelt's Gott!
Gelobt sei Jesus Christus. In Ewigkeit. Amen.