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Predigt am Hochfest des hl. Philipp Neri in der Pfarrkirche St. Rochus (26. Mai 2010)
Liebe Oratorianer!
Verehrte Mitbrüder im priesterlichen Dienst!
Liebe Ordensleute!
Meine Brüder und Schwestern im Herrn!
Die
Heiligen
sind
die
wahren
Lichtbringer!
Es
ist
für
mich
eine
große
Freude,
mit
Ihnen
allen
dieses
Hochamt
zum
Fest
des
hl.
Philipp
Neri
zu
feiern.
Schon
als
Apostolischer
Nuntius
in
Litauen,
Lettland
und
Estland
konnte
ich
das
Oratorium
und
sein
besonderes
Charisma
besser
kennenlernen.
Gerne
erinnere
ich
mich
an
den
Tag
der
Errichtung
der
Kongregation
des
Oratoriums
von
Vilnius
am
Vorabend
des
Pfingstfestes
im
Jahr
2008.
Seit
der
Gründung
des
Oratoriums
durch
Philipp
Neri
besticht
diese
Form
geistlicher
Lebensgemeinschaft
u.
a.
durch
zwei
für
die
Kirche
so
entscheidende
Merkmale:
die
ehrfürchtige
Achtung
des
Lehramts
der
Kirche
und
insbesondere
die
kindliche
Ergebenheit
gegenüber
dem
Heiligen
Vater.
Philipp
Neri
selbst
hat
den
Päpsten
stets
in
allem
gehorcht.
So
verwundert
es
auch
nicht,
daß
in
den
Konstitutionen
des
Oratoriums
festgeschrieben
steht,
daß
der
Heilige
Vater
der
oberste
Superior
der
Kongregation
ist,
dem
stets
Ehrfurcht
und
Gehorsam
zu
erweisen
ist
(Konstitutionen,
92).
Als
Vertreter
des
Heiligen
Vaters
in
Österreich
freue
ich
mich
über
eine
so
große
Liebe,
Achtung
und
Ergebenheit
gegenüber
dem
Apostolischen
Stuhl.
Seine
Heiligkeit
Papst
Benedikt
XVI.
betont
immer
wieder:
Die
Heiligen
sind
die
wahren
Lichtträger
der
Geschichte,
weil
sie
Menschen
des
Glaubens,
der
Hoffnung
und
der
Liebe
sind"
(
Deus
caritas
est,
40).
So
ein
erfüllter
Lichtträger
ist
der
1515
in
Florenz
geborene
Philipp
Neri,
dessen
Fest
wir
heute
so
feierlich
begehen
dürfen.
Die
Frucht"
deutet
das
Leben
an!
Im
soeben
gehörten
Evangelium
spricht
der
Herr
zu
uns
mit
dem
Bild
des
Weinstocks
und
der
Rebe.
Der
Sohn
Gottes
führt
uns
zwei
Fälle
vor
Augen.
Der
erste
ist
negativ:
Die
Rebe
ist
vertrocknet,
und
da
sie
keine
Früchte
hervorbringen
kann,
wird
sie
abgeschnitten
und
weggeworfen.
Der
zweite
ist
positiv:
Die
Rebe
ist
noch
lebendig
und
gesund
und
wird
deshalb
beschnitten.
Dem
Hörer
wird
klar,
daß
es
sich
bei
dieser
Beschneidung
nicht
um
ein
feindseliges
Vorgehen
gegen
die
Rebe
handelt.
Der
Winzer
erwartet
sich
viel
von
ihr
und
weiß,
daß
sie
Früchte
tragen
kann;
er
setzt
sein
Vertrauen
in
sie.
Der
große
östliche
Kirchenvater
des
4.
Jahrhunderts,
Johannes
Chrysostomus
(354-407),
erschließt
uns
in
seinem
Kommentar
zum
Johannesevangelium
die
geistliche
Dimension
dieser
Schriftstelle:
Weil
Christus
sich
selbst
genügt,
die
Jünger
aber
sehr
der
Hilfe
des
Winzers
bedürfen,
deshalb
wird
nichts
über
den
Weinstock
gesagt,
sondern
nur
über
die
Reben,
wenn
es
heißt:
Jede
Rebe
an
mir,
die
keine
Frucht
bringt,
schneidet
er
ab.
Die
Frucht
deutet
hier
geheimnisvoll
das
Leben
an;
er
zeigt,
daß
niemand
ohne
Werke
in
ihm
sein
kann.
[...]
Und
weil
auch
die
Stärksten
der
Sorge
des
Winzers
bedürfen,
fügt
er
hinzu:
Und
jede
Rebe,
die
Frucht
bringt,
reinigt
er,
damit
sie
mehr
Frucht
bringt.
Das
sagte
er
wegen
der
Prüfungen,
die
ihnen
auferlegt
wurden;
er
zeigt,
daß
die
Prüfungen
sie
stärker
machen,
so
wie
auch
das
Reinigen,
d.h.
das
Zurechtschneiden
des
Weinstocks,
dessen
Wachstum
fördert."
Auch
in
unserem
geistlichen
Leben
bedarf
es
immer
wieder
einer
gewissen
Reinigung,
die
dem
innerlichen
Wachstum
dient.
Neben
der
täglichen
Gewissenerforschung
ist
vor
allem
der
regelmäßige
Empfang
des
Bußsakramentes
von
entscheidender
Bedeutung.
Richten
wir
noch
einmal
unsere
Aufmerksamkeit
auf
das
heutige
Evangelium,
wo
es
heißt:
Wer
in
mir
bleibt
und
in
wem
ich
bleibe,
der
bringt
reiche
Frucht;
denn
getrennt
von
mir
könnt
ihr
nichts
vollbringen"
(
Joh
15,5).
In
diesem
Vers
scheint
das
Lebensprogramm
des
hl.
Philipp
grundgelegt
zu
sein.
Wer
in
Christus
bleibt,
der
bringt
reiche
Frucht.
Wer
in
Christus
durch
das
Gebet
und
das
Halten
der
Gebote
verankert
ist,
der
hat
das
Leben
in
ihm.
Bemühen
wir
uns
um
dieses
In-Christus-Bleiben!
Philipp
Neri,
der
dies
stets
auf
so
fröhliche
Weise
vorgelebt
hat,
hat
seinen
geistlichen
Schülern
immer
wieder
ins
Gedächtnis
gerufen:
Wer
etwas
anderes
ersehnt
als
Jesus
Christus,
der
weiß
nicht,
was
er
ersehnt.
Wer
etwas
anderes
wünscht
als
Jesus
Christus,
der
weiß
nicht,
was
er
wünscht.
Wer
für
etwas
anderes
arbeitet
als
für
Jesus
Christus,
der
weiß
nicht,
wofür
er
arbeitet
"
(
Maximen,
6.1.).
Der
Apostel
der
Freude
Philipp
Neri,
der
als
neunundzwanzigjähriger
Laie
zu
Pfingsten
1544,
am
Abend
vor
der
Eröffnung
des
großen
Konzils
von
Trient,
von
einem
Feuer
des
Geistes
gewissermaßen
überwältigt
wurde,
wußte
was
er
ersehnte:
Gott
selbst.
An
jenem
Abend
drang,
während
er
betete,
der
Heilige
Geist
in
Form
einer
leuchtenden
Feuerkugel
in
seine
Brust
ein
und
schenkte
ihm
eine
tiefe
Freude
im
Herzen.
Diese
erfaßte
den
ganzen
Körper
und
erfüllte
ihn
mit
außergewöhnlichen
Gaben.
Ein
einmaliges
Charisma
der
Liebe",
schrieb
der
Diener
Gottes
Papst
Pius
XII.
zeichnete
den
Apostel
von
Rom
mit
einer
sichtbaren
Fröhlichkeit
des
Herzens
aus".
Auch
Philipp
selbst
deutete
sein
Pfingsterlebnis
als
eine
Erfahrung
der
Liebe
Gottes.
Zuweilen
hörte
man
ihn
sagen:
Vulneratio
caritatis
sum"
-
mich
hat
die
Liebe
verwundet.
Der
Heilige
hielt
nichts
von
traurigen
Menschen,
sondern
brachte
die
Leute
zum
Lachen.
Die
Fröhlichen"
sagte
er,
sind
leichter
auf
den
Weg
des
geistlichen
Lebens
zu
führen
als
die
Schwermütigen".
Auch
der
Apostel
Paulus
ruft
uns
heute
in
seiner
Epistel
an
die
Epheser
freudig
zu:
Freut
euch
im
Herrn
zu
jeder
Zeit!
Noch
einmal
sage
ich:
Freut
euch!"
(
Phil
4,4).
Der
Apostel
spricht
hier
jene
echte
und
tiefe
Freude
an,
die
nur
im
Herrn
zu
finden
ist.
Dessen
war
sich
Philipp
Neri
bewußt:
Immer
in
Gott
leben
und
sich
selber
sterben"
(Sonett,
1),
schrieb
der
Apostel
der
Freude
einmal
in
einem
Sonett.
Dieses
in
Gott
leben
und
sich
selber
sterben,
waren
nicht
nur
schöne
Worte,
sondern
kennzeichneten
Philipps
Art
des
Strebens
nach
Vollkommenheit.
In
der
Bulle
zur
Heiligsprechung
heißt
es
daher:
Sein
Leben
war
ein
ununterbrochenes
Gebet
und
eine
beständige
Vereinigung
mit
Gott"
(Heiligsprechungsbulle).
Dies
gilt
heute
in
besonderer
Weise
uns,
die
wir
voll
Freude
sein
Fest
begehen.
Bemühen
wir
uns
noch
mehr
um
das
beständige
Gebet.
Erheben
wir
unseren
Geist
täglich
neu
zu
Gott
und
bemühen
wir
uns
um
das
Einswerden
mit
Christus.
Schneiden
wir
-
entsprechend
dem
heutigen
Evangelium
-
alles
weg,
was
keine
Frucht
in
unserem
Leben
bringt!
Dies
kann
manchmal
sehr
weh
tun,
ist
jedoch
stets
heilbringend,
denn
getrennt
von
IHM,
Christus,
können
wir
nichts
vollbringen
(cfr.
Joh
15,5).
John
Henry
Newman
-
Schüler
des
hl.
Philipp
Neri
Mit
den
Oratorianern
und
Ihnen
allen
freue
ich
mich,
daß
Papst
Benedikt
XVI.
persönlich
in
wenigen
Monaten
einen
ganz
großen
Schüler
von
Philipp
Neri
seligsprechen
wird.
Der
bekannte
anglikanische
Konvertit,
Kardinal
John
Henry
Newman
(1801-1890),
der
das
Leben
und
die
Spiritualität
des
hl.
Philipp
mit
ihrer
Tiefe
und
Ausgeglichenheit
kennengelernt
hatte,
wurde
der
Gründer
des
Oratoriums
in
England.
Er
nannte
Philipp
seinen
persönlichen
Vater
und
Schutzpatron";
im
Namen
Philipps
beendete
er
sein
berühmtestes
Werk,
die
Apologia
pro
vita
sua".
Bis
heute
hat
auch
seine
Antwort
auf
die
Frage,
was
man
tun
muß,
um
das
ewige
Leben
zu
gewinnen
(cfr.
Lk
10,
25),
nichts
an
Aktualität
eingebüßt:
Wenn
du
mich
fragst,
was
du
tun
musst,
um
vollkommen
zu
sein,
so
sage
ich
dir:
bleibe
nicht
im
Bett
liegen,
wenn
es
Zeit
ist
aufzustehen,
die
ersten
Gedanken
weihe
Gott,
mache
einen
andächtigen
Besuch
beim
allerheiligsten
Sakrament,
bete
fromm
den
Angelus,
iß
und
trink
zu
Gottes
Ehre,
bete
mit
Sammlung
den
Rosenkranz,
sei
gesammelt,
halte
böse
Gedanken
fern,
mache
deine
abendliche
Betrachtung
gut,
erforsche
täglich
dein
Gewissen,
geh
zur
rechten
Zeit
zur
Ruhe;
und
du
bist
bereits
vollkommen."
(
Meditations
and
Devotions
of
the
Late
Cardinal
Newman,
Westminster
1975,
p.
286).
Liebe
Brüder
und
Schwestern!
Der
Blick
auf
die
Gestalt
und
das
Leben
des
hl.
Philipp
Neri
-
und
auch
auf
John
Henry
Newman
-
helfen
uns
bei
der
Führung
eines
wahrhaft
christlichen
Lebens,
das
geistliche
Früchte
hervorbringt.
Hier,
vor
dem
schönen
Gnadenbild
der
Mutter
vom
Guten
Rat
-
der
wir
unsere
Bitten
anvertrauen
-,
beten
wir
besonders
jetzt
im
Marienmonat
Mai
gerne
mit
dem
hl.
Philipp
Neri:
Jungfrau
Maria,
Mutter
Gottes,
bitte
Jesus
für
mich!"
Amen.
Hl.
Messe
am
Hochfest
des
hl.
Philipp
Neri
in
der
Kirche
des
Oratoriums,
der
Pfarrkirche
St.
Rochus
Predigt
des
Apostolischen
Nuntius
Erzbischof
Dr.
Peter
Stephan
ZURBRIGGEN
(Hochfest
des
hl.
Philipp
Neri,
26.
Mai
2010)
L1:
Weish
7,7-14;
L2:
Phil
4,4-9;
Ev.:
Joh
15,1-8